Die Neuroplasitzität unseres Gehirns - eine verblüffende Fähigkeit

 Neuroplastizität ist die Fähigkeit des Gehirns, sich selbst zu ändern. Das Präfix „neuro“ bezieht sich auf die Neuronen, also Nervenzellen, in unserem Gehirn und Nervensystem. Und „Plastizität“ bedeutet, dass etwas veränderbar ist.

 

Durch diese Plastizität ist unser Gehirn so flexibel, dass wir Fähigkeiten auf verschiedene Arten und tatsächlich jegliche Fähigkeiten erlernen können. So hat der Neurowissenschaftler Michael M. Merzenich durch diverse Experimente gezeigt, dass wir aufgrund der Lernfähigkeit unseres Gehirns eingelernte Verhaltensweisen ebenso wieder abtrainieren wie Neues erlernen können.

 

Die Verhaltensweisen ganzer Kulturen sind auf diese Eigenschaft und Fähigkeit unseres Gehirns zurückführen. Allerdings muss sie wiederholt, regelmäßig und gezielt trainiert werden, um zu den gewünschten Ergebnissen zu führen.

 

Auch ein Experiment von Pascual-Leone zeigt: Mentales Training ist effektiv! 

Im Experiment ging es um das Erlernen des Klavierspielens. Die Probanden, sie hatten niemals zuvor Klavier gespielt, wurden dafür in zwei Gruppen geteilt. Eine Gruppe übte täglich 2 Stunden lang über einen Zeitraum von 5 Tagen am Klavier und die zweite Gruppe übte nur mental – also durch die Vorstellung des Spielens der einzelnen Klaviertasten.

 

Davor wurde der zweiten Gruppe gezeigt, wie sie die Finger bewegen mussten; zusätzlich hörten sie sich die Töne an. Das Ergebnis war verblüffend: Es gab kaum einen Unterschied zwischen dem Können der beiden Gruppen; die Gruppe, die am Klavier trainiert hatte, war einen Hauch besser. Diesen Unterschied konnte die zweite Gruppe von Probanden außerdem mit einem physischen Training am Klavier von nur 2 Stunden nach der Experimentwoche ausgleichen; sie verfügten dann über dieselben Fertigkeiten wie Gruppe 1.  

 

Zusammenfassend lässt sich sagen, dass ein Training, das nur mental stattfindet, also eine wirkungsvolle Vorbereitung ist; eine körperliche Fähigkeit kann so mit minimalem Aufwand erlernt werden. Außerdem kann unser Gehirn alles erlernen; es ist lediglich erforderlich, dass Trainingszeit gewährt und regelmäßig geübt wird.

 

Gib deinem Kind daher Zeit und Raum, Dinge, die ihm schwerfallen, zu üben – und zwar auf die verschiedensten Arten. Es muss nicht immer eine schriftliche Übung sein. Auch die Vorstellung der Schreibweise eines Wortes oder des Lösungsweges eines Rechenbeispiels ist eine gute Möglichkeit zur Unterstützung und nimmt den (negativen) Geschmack des „schon wieder schreiben Müssens“ weg.